20 Nov 24

Ein dekoloniales Denkzeichen für Berlin

von Hannah Pöhlmann

Am 14. November 2024 wurde das Dekoloniale Denkzeichen auf dem Vorplatz des Eine-Welt-Zentrums Berlin Global Village in Berlin-Neukölln feierlich eröffnet.

Im Global Village arbeiten etwa 50 migrantisch-diasporische und entwicklungspolitische Vereine und NGOs zu den Themen globale Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit und Diversität. Das Global Village befindet sich im Herzen Neuköllns, neben dem zeitgenössischen Kunstzentrum KINDL und dem Impact Hub.

Mit dem Denkmal, das an die Kolonialgeschichte erinnert, soll ein Zeichen im öffentlichen Raum gesetzt werden, als Denkanstoß für den Umgang mit der europäischen Kolonialvergangenheit und den Kontinuitäten, die sich daraus ergeben haben und die weiterhin existieren, und als Erinnerung an den Widerstand, der gegen die Kolonisatoren geleistet wurde. Das Kunstwerk wurde von dem Künstler*innen-Kollektiv The Lockward Collective entworfen und trägt den Namen EarthNest. Das Design erinnert an die Form der Nester afrikanischer Webervögel. Die Künstler*innen beschreiben EarthNest als „Werk der dekolonialen Hoffnung und Heilung“, „das Communities aus den ehemaligen deutschen Kolonien einlädt, sich zu beteiligen, um ihre Geschichte zu ehren“.

Planet Neun lektoriert die deutschen und englischen Texte der Publikationen, die den gesamten Prozess rund um den Wettbewerb Dekoloniales Denkzeichen begleiten, von der Ausschreibung des internationalen Wettbewerbs bis zur Eröffnung. Im Laufe des Projektes haben wir auch Übersetzungen übernommen.

Eröffnung Dekoloniales Denkzeichen Berlin 2024
04 Apr 24

Schriftenreihe des Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt

von Hannah Pöhlmann

Für das Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ) hat INFOTEXT das Korrektorat und Lektorat einer umfangreichen Schriftenreihe übernommen. Die Schriftenreihe erscheint im Campus Verlag und bringt Beiträge von mehr als 200 internationalen Wissenschaftler:innen zusammen.

In den verschiedenen Bänden wird beleuchtet, inwieweit Konflikte, Krisen und Ungleichheiten als Gefahren für den gesellschaftlichen Zusammenhalt wirken. Generell geht es in den Beiträgen um Fragen wie: Wie lässt sich Zusammenhalt wissenschaftlich begreifen? In welchem Verhältnis steht der Begriff zu anderen sozial- und geisteswissenschaftlichen Konzepten? Wie lassen sich Zusammenhalt und seine Einflussfaktoren fassen und empirisch messen oder beschreiben? Zudem werden historische und globale Vergleiche gezogen.

Wir freuen uns insbesondere, dass wir neben der deutschsprachigen Textarbeit auch das englischsprachige Lektorat für zwei Bände der Schriftenreihe übernehmen durften:

Band 7 “Intersectional Challenges to Cohesion? On Marginalization in an Inclusive Society” beleuchtet aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Perspektiven die Lebenswirklichkeiten und Erfahrungen von Menschen in einer vielfältigen Gesellschaft – auf individueller, sozialer und politischer Ebene. Es werden verschiedene Forschungsansätze und Ergebnisse zu Intersektionalität und Marginalisierung diskutiert, insbesondere die Beziehung zum sozialen Zusammenhalt.

Band 9 „Contested Climate Justice – Challenged Democracy: Perspectives from Countries of the Global South and North” widmet sich den Diskursen, Unruhen und Dynamiken, die bis heute notwendige Transformationsschritte im globalen Klimaschutz verhindern. 15 Autor:innen aus unterschiedlichen Ländern befassen sich in diesem Buch interdisziplinär mit dem Zusammenspiel von Klimaschutzpolitik, Klimagerechtigkeit und demokratischem Zusammenhalt. Der Band erscheint voraussichtlich Mitte des Jahres.

23 Nov 23

Warum wir mehr Auenwald brauchen

von Ute Wibral

Gemeinsam mit dem BUND-Auenzentrum Burg Lenzen e. V. haben wir eine 28-seitige Broschüre entwickelt, die die wertvollen Lebensräume der Auenwälder der breiten Öffentlichkeit näherbringen soll: Das UNESCO-Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe gehört zu den größten der 18 Biosphärenreservate Deutschlands. Die dort anzutreffenden Hartholz-Auenwälder sind für den Erhalt der Biodiversität und den natürlichen Klimaschutz von enormer Bedeutung. Die nun entstandene Broschüre wird im Rahmen des MediAN-Projektes veröffentlicht, das unter anderem die Kohlenstoffbindung und den Wasserrückhalt von Hartholz-Auenwäldern erforscht.

Die Broschüre erscheint in gedruckter Ausgabe und online als barrierefreies PDF-Dokument.

Infotext hat die Inhalte gemeinsam mit dem BUND-Auenzentrum aufbereitet, die Texte lektoriert sowie die Broschüre gestaltet. Hierfür wurden zahlreiche Infografiken erstellt, die auf illustrative Weise die teils komplexen Abläufe im Lebensraum Auenwald sowie die Erkenntnisse und Empfehlungen des MediAN-Projektes veranschaulichen.

Burg Lenzen_Broschüre Auenwald
17 Oct 23

Sojaanbau kritisch betrachtet

von Ute Wibral

INFOTEXT hat für das Entwicklungspolitische Bildungs- und Informationszentrum – Epiz e. V. in Berlin das Korrektorat des englischen Textes und das Layout für ein Planspiel zum Thema Sojaanbau übernommen.

Das Planspiel kann im Schulunterricht durchgeführt werden. Die Schüler:innen nehmen unterschiedliche Perspektiven ein – beispielweise werden sie angehalten, sich in die Lage der Großkonzerne, die Wälder in Brasilien roden wollen, um Soja als Tierfutter anzubauen, oder in die Lage der indigenen Völker, die seit Generationen in diesen Gebieten leben, hineinzuversetzen – und vertreten diese im Plenum.

Das Planspiel kann von Lehrer:innen angeleitet werden. Der Epiz e. V. stellt die Materialien zum Download frei zur Verfügung.

EPIZ_Sojaplanspiel_Murder in Mato Grosso do Sul
12 Oct 23

Neue Schriftenreihe zum „Gesellschaftlichen Zusammenhalt“

von Sandra Thiele

INFOTEXT arbeitet seit diesem Jahr für das Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ): Wir lektorieren die neue Schriftenreihe, die ab Herbst 2023 im Campus Verlag erscheinen wird, in deutscher und englischer Sprache.

Das Forschungsinstitut befasst sich mit der politischen Leitvokabel »Gesellschaftlicher Zusammenhalt«. In insgesamt acht Bänden wird beleuchtet, inwieweit Konflikte, Krisen und Ungleichheiten als Gefahren für den Zusammenhalt wirken. Generell geht es in den Beiträgen um Fragen wie: Wie lässt sich Zusammenhalt wissenschaftlich begreifen? In welchem Verhältnis steht der Begriff zu anderen sozial- und geisteswissenschaftlichen Konzepten? Wie lassen sich Zusammenhalt und seine Einflussfaktoren fassen und empirisch messen oder beschreiben? Und schließlich geht es auch darum, was es für die Politik und Gesellschaft in dem Themenbereich zu lernen gilt. Zudem werden historische und globale Vergleiche gezogen.

Die neue Schriftenreihe des FGZ bringt Beiträge von über 200 Wissenschaftler:innen zusammen.

FGZ-Logo
27 Sep 23

„Kunst für eine gerechtere Zukunft“

von Hannah Pöhlmann

Wir freuen uns über die erstmalige Zusammenarbeit mit Berlin Global Village. INFOTEXT durfte die Lektoratsarbeiten rund um das Projekt „Dekoloniales Denkzeichen“ auf Deutsch und Englisch übernehmen.

Berlin Global Village – ansässig in Berlin-Neukölln – versammelt als Eine-Welt-Zentrum circa 50 entwicklungspolitische und migrantisch-diasporische Vereine und Initiativen zu unterschiedlichen Themen globaler Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit und Diversität. Im Berlin Global Village wird im kommenden Jahr im Rahmen eines Kunstwettbewerbs ein „Dekoloniales Denkzeichen“ entstehen. Das Kunstwerk soll dauerhaft installiert werden und sich als Denkzeichen mit dem Kolonialismus als einer wesentlichen Grundlage des Nord-Süd-Verhältnisses künstlerisch auseinandersetzen. Auf diese Weise will sich das Berlin Global Village sowohl für die Berliner:innen als auch für internationale Akteur:innen als Ort der Reflexion und Handlung etablieren.

Das finden wir gut, weil wir davon überzeugt sind, dass Kunst im öffentlichen Raum zum einen als Erinnerungsort funktionieren und dekoloniale Bewusstseinsprozesse befördern kann.

16 Aug 23

Erinnerung an rassistische Forschung

von Sandra Thiele

INFOTEXT freut sich über die Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Politik und Sozialwissenschaften der Freien Universität Berlin zu dem Projekt „Geschichte der Ihnestraße 22“.

Die FU Berlin befasst sich in dem Projekt mit der Geschichte und dem Nachwirken des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik (KWI-A). Ziel ist es, einen „Erinnerungsort Ihnestraße 22“ zu schaffen und auf die drastische Geschichte von Entmenschlichung und Rassismus an diesem Ort zurückzublicken. INFOTEXT übernimmt im Rahmen der geplanten Ausstellung die Lektorats- und Korrektoratsarbeiten sowie die Übersetzung der Texte ins Englische. Das Projekt wird außerdem von einer Website begleitet.

Das KWI-A hatte von 1927 bis 1945 seinen Sitz in der Ihnestraße 22/24/26; dort forschten Wissenschaftler*innen zu Fragen der Humangenetik. Das Institut war damit eine bedeutende Stätte der Produktion behindertenfeindlichen und rassistischen Lehren. Es war zudem eng in die Konzeption und Umsetzung eugenischer und rassistischer Politiken eingebunden. Am KWI-A tätige Forscher*innen setzten kolonialrassistische Forschungspraktiken fort und prägten Debatten um Sterilisationspolitiken. Sie legitimierten die nationalsozialistische Vernichtungspolitik.

Bild: Freie Universitaet Berlin – Otto-Suhr-Institut – Gebaeude Ihnestrasse 22 – einst KWI-Institut, Urheber: User:Torinberl, Link

19 Jun 23

Kipppunkte und ihre Bedeutung für die Klimapolitik

von Sandra Thiele

Die jüngste klimawissenschaftliche Forschung zeigt: Kipppunkte im Erdsystem sind sehr viel näher als lange angenommen. Der Thinktank Dezernat Zukunft zeichnet in einem Hintergrundpapier den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisstand über Kippelemente nach, diskutiert Wechselwirkungen mit gesellschaftlichen Risiken und leitet grundlegende Implikationen für die deutsche Klimapolitik ab. Dabei herausgekommen sind 16 Gründe für schnelles Handeln.

INFOTEXT hat in einer erstmaligen Zusammenarbeit den vorliegenden Text lektoriert.

Weitere Informationen zum Dezernat Zukunft finden Sie hier.

Dezernat Zukunft Kippunkte im Erdsystem
06 Apr 23

Erinnerungsort Ihnestraße 22

von Hannah Pöhlmann

Lektorat und Übersetzung für eine historische Dauerausstellung in der FU Berlin

Die »Geschichte der Ihnestraße 22« ist ein Projekt der Freien Universität Berlin (FU). Es hat zum Ziel, die Geschichte des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik am historischen Ort Ihnestr. 22/24/26 sichtbarer zu machen und einen Erinnerungsort zu schaffen. Dazu wird eine Ausstellung mit begleitendem Katalog und eine Website erarbeitet.

Am Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik wurden im 20. Jahrhundert Fragen der Humangenetik erforscht. Das Institut war damit auch eine wichtige Stätte der Behindertenfeindlichkeit und des Rassismus und Antisemitismus und zudem eng in die Umsetzung eugenischer und rassistischer Politiken eingebunden. Die dortige Forschung setzte kolonialrassistische Forschungspraktiken fort, prägte Debatten um Sterilisationspolitiken und legitimierte die nationalsozialistische Vernichtungspolitik.

Im August und September dieses Jahres werden wir die Texte für die Ausstellung, den Katalog und die Website lektorieren und sind dabei gefordert, angesichts der gewaltvollen Thematik und unter Berücksichtigung unterschiedlicher Betroffenen- und Zielgruppen eine angemessene und sensible Sprache zu finden. Den lektorierten deutschsprachigen Text werden wir anschließend ins Englische übersetzen. – Die Beteiligung an diesem Projekt liegt uns besonders am Herzen. Zu verdanken haben wir unsere Teilnahme auch der Projektleiterin von Decolonize Berlin e. V., die uns auf die Ausschreibung aufmerksam gemacht hat. Dafür nochmals vielen Dank!

Bild: CC BY-SA 3.0, Freie Universität Berlin – Otto-Suhr-Institut – Gedenktafel – Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik.jpg

15 Mar 23

Vier-Augen-Lektorat

von Andreas Kaizik

Wenn wir Texte korrigieren oder lektorieren, arbeiten wir grundsätzlich im Vier-Augen-Prinzip. Das heißt, jeder Text wird von zwei Personen bearbeitet. Hin und wieder werden wir gefragt, ob dadurch zusätzliche Kosten entstehen und ob eine solche Bearbeitung mehr Zeit in Anspruch nimmt. – Beides ist nicht der Fall, was sich anhand eines Beispiels leicht verdeutlichen lässt: Soll ein Text mit mehreren Hundert Seiten bearbeitet werden, gibt es viel zu beachten: Natürlich müssen alle orthografischen Fehler korrigiert werden, aber auch mögliche Varianten von Schreibweisen beispielsweise von Komposita und die Verwendung von Abkürzungen, Einheiten, Zahlen und Ziffern müssen vereinheitlicht, Eigennamen geprüft, Zitierweisen und Quellenangaben korrekt verwendet werden. Wichtig ist zudem eine geschlechtergerechte und diskriminierungssensible Sprache. Und insbesondere bei einem Lektorat muss oft eine gute Verständlichkeit erst hergestellt werden, zudem wird die Richtigkeit von Aussagen geprüft und oft auch Fachsprache so übersetzt, dass sie allgemeinverständlich wird. Wo nötig, werden zudem Syntax und Stilistik verbessert und – bei Werken, die von mehreren Autorinnen und Autoren verfasst wurden – verschiedene Schreibstile angeglichen.

Wird diese Arbeit von einer Person durchgeführt, hat sie zwei Möglichkeiten: Sie versucht, alle genannten Schritte in einem Lesedurchgang abzuarbeiten, was unserer Meinung nach nahezu unmöglich ist. Auf jeden Fall führt diese Methode zu einem sehr langsamen Lesen, was häufig zulasten des Gesamtüberblicks geht. Die zweite und seriösere Option besteht darin, den Text (mindestens) zweimal zu lesen. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass es reichlich Disziplin erfordert, einen langen Text gleich im Anschluss an die erste Lesung noch ein zweites (und drittes) Mal mit hoher Aufmerksamkeit zu lesen. – Deshalb bringt eine Bearbeitung im Vier-Augen-Prinzip nicht nur bessere Ergebnisse, sie ist auch effizienter. Wir machen es immer so: Person eins räumt bei der ersten Lesung erst einmal auf und versucht, so viele der oben aufgeführten Schritte wie möglich auszuführen. Dabei werden meist einige Fehler und stilistischen Feinheiten übersehen, aber das spielt zunächst keine Rolle. Denn nach dieser ersten Lesung geht der bereits sehr saubere Text an Person zwei, die sich nun mit frischem Kopf den Feinheiten widmen kann. Oft gibt es anschließend noch einige Formulierungen, die von beiden Bearbeitenden diskutiert werden – und zur Sicherheit führen wir noch ein paar Suchläufe nach bestimmten Schreibweisen aus. Am Ende ist es dann tatsächlich so, dass vier Augen mehr sehen als zwei: aus unserer Sicht eine Arbeitsweise, von der letztlich alle profitieren.