Diskriminierungssensible Illustrationen – Wie geht das eigentlich?
Lena Ziyal im Interview mit Andreas Kaizik: Bilder sind mächtig. Sie prägen uns und unsere Welt, rufen Emotionen hervor, können aber auch verletzen und ausgrenzen. Lena Ziyal, Grafikdesignerin und Illustratorin bei Infotext, lässt diesen Gedanken in ihren beruflichen Alltag einfließen. Andreas führt ein Gespräch mit Lena über den bewussten Umgang mit Bildern.
Andreas: Welche Stereotype in Bildern ärgern dich am meisten?
Lena: Oh, das ist schwierig, da ich finde, dass jegliche stereotype Darstellung problematisch ist. Allerdings empfinde ich persönlich am meisten Unmut über die stereotype Darstellung von Muslimen und die Länder und Menschen des Nahen Ostens. Durch meine familiäre Verbundenheit mit dieser Region ärgern mich verkürzte und negative Darstellungen hier besonders.
A: Was sind deine Strategien, um diskriminierende Bilder zu vermeiden? Was sind die Ressourcen, auf die du zurückgreifst?
L: Es gibt viele Strategien in der Erstellung diskriminierungssensibler Bilder. Am wichtigsten ist für mich dabei, dass ich selbst Teil eines Diskurses bin und die Bilder, die ich entwerfe, als Beitrag dazu sehe. Es gibt keine festen Regeln, sondern vielmehr, wie der Name schon sagt, eine Sensibilisierung dafür, dass Bilder Wirklichkeit erschaffen, verletzen, aber auch empowern können. Meine ständigen Begleiter in meiner Arbeit sind ein kritischer Blick und die Frage: „Mit wem spreche ich warum durch dieses Bild und mit wem nicht?“
A: Von akademischem Fachpublikum bis zu Grundschüler:innen erstellst du Illustrationen für alle Altersgruppen. Was ist dabei zu beachten?
L: In meinen Illustrationen versuche ich immer, an die Lebensrealität und die Kommunikationsgewohnheiten der Zielgruppe anzuknüpfen. Die Vorgehensweise bei meiner Arbeit unterscheidet sich kaum, nur das Repertoire, in dem ich mich bildlich bewege: Bei Zeichnungen für ein jüngeres Publikum greife ich beispielsweise viel mehr auf Internetkultur zurück, während ich für akademische Publikationen eher auf abstrakte Diskurse oder historische Referenzen verweise.
A: Was für ein Projekt wünschst du dir als Nächstes?
L: Ich schätze alle Illustrationsprojekte, da jedes seine eigene Besonderheit mit sich bringt. Am liebsten würde ich meine neu erworbenen Fähigkeiten im Bereich Animation mit Illustration kombinieren – animierter Social Media Content im Bereich der politischen Bildung oder Wissenschaftskommunikation wäre für mich beispielsweise eine spannende Herausforderung.